Forschung



Lernen und Arbeiten in der Fabrik
- Ein Beitrag zur historischen berufsbildungs- und industriegeschichtlichen Forschung

Die Nordwolle-Fabrik in Delmenhorst (Niedersachsen), 1884 gegründet, entwickelte sich bis zum Konkurs 1981 zu einem der größten Textilbetriebe Europas. Kern des Unternehmens war die Erstellung von Vorprodukten für die Textilindustrie, indem aus Rohwolle Garne gefertigt wurden. Heute befindet sich im riesigen Komplex der ehemaligen Fabrik inmitten der Stadt das Fabrikmuseum Nordwolle, welches die Industriegeschichte vorrangig sozialgeschichtlich aufbereitet hat. Die vielen erhaltenen historischen Bauten sind zudem wichtige Zeugnisse prägender europäischer Fabrikarchitektur. Zeitweise waren 5000 Mitarbeiter in der Fabrik beschäftigt, die eine autonome „Stadt in der Stadt“ bildete. Die Mitarbeiterstruktur bildete vereinfacht eine dreischichtige Teilung: Auf der oberen Ebene lenkten die „Konzernherren“, Beamten und Ingenieure die Farbrik, während die wertschöpfende Arbeit, z. B. in Spinnerei, Kämmerei und Lager von den vielen, oft zugewanderten an- und ungelernten Arbeiterinnen und Arbeitern verrichtet wurde. 
Bislang wenig betrachtet wurde die mittlere Qualifikationsebene der „Gelernten“ und Meister, die Schlüsselpositionen in der Fabrik einnahmen. Ohne diese quantitativ recht kleine Kern-Belegschaft war eine Fabrik nicht funktionsfähig. Hier knüpft das Forschungsvorhaben an, dass das Lernen und Arbeiten in der Fabrik in den Fokus nimmt. Fragen der Arbeitsbeziehungen zwischen den unterschiedlichen Akteuren der Fabrik, der Rekrutierung von Arbeitskräften, Lehrlingen und Beamten sowie Anstrengungen und Konzepte zur Aus- und Weiterbildung auf der Nordwolle sind untersuchenswerte Punkte. Antworten auf diese Fragen können helfen, Industriearbeit der Vergangenheit und Gegenwart besser zu verstehen. Die heutigen wertschöpfenden industriellen Prozesse basieren auf Wurzeln der Industriegeschichte. Aktuelle Personal- und Organisationskonzepte in Fabriken sind ohne Kenntnis historischer Entwicklungslinien der vergangenen 150 Jahre Industriegeschichte schwer einzuordnen und zu entschlüsseln. Heute weltweit eingesetzte Konzepte wie Linienfertigung, Qualitätssicherung, Gruppenarbeit und das Lernen im Arbeitsprozess, können in ihren industriegeschichtlichen Wurzeln am Beispiel der Nordwolle-Fabrik in Delmenhorst herausgearbeitet und illustriert werden. 
(Laufzeit: seit 2011)
Forschungsgruppe: 
Sönke Ehmen
Hans-Hermann Precht
Bernd Haasler





Wissenschaftliche Begleitung und externe Evaluation eines europäischen Berufsbildungsprojektes

Das von der Europäischen Kommission geförderte Leonardo da Vinci Projekt „Entwicklung und Implementierung eines Personal Learning Environments im Forst und in der Baumpflege“ (Laufzeit 2009 bis 2011) wird pädagogisch begleitet und evaluiert.
Das von der Staatlichen Lehr- und Versuchsanstalt für Gartenbau in Heidelberg (LVG) koordinierte Projekt für den Baumpflegesektor wird von Partnern aus Deutschland, Frankreich, Belgien und Holland realisiert.
Berufspädagogische Fragen zum Lehren und Lernen mit EDV-gestützten Medien stehen im Zentrum der pädagogischen Beratung. Die formative Evaluation wird mit Hilfe einer schriftlichen Online-Befragung durchgeführt.